Unser guter alter Herzog Karl III
Ludwig Thoma
26.03.2023 8 min
Zusammenfassung & Show Notes
Majestätsbeleidigung ist in einer Monarchie die vorsätzliche Beleidigung oder Tätlichkeit, die gegen einen regierenden Monarchen verübt wird. Sie ist ein Verstoß gegen die in konstitutionellen Monarchien verfassungsmäßig festgeschriebene „Unverletzlichkeit“ des Inhabers der staatlichen Souveränität. Majestätsbeleidigung kann aber auch etwas Gutes haben. Wie der Protagonist unserer nächsten Geschichte damit umgeht, erfahren wir gleich hier.
Geschrieben von Ludwig Thoma .::. Gelesen von Alexander Beer .::. Bilder und Musik von pixabay und Ronald Kah .::. Transkript automatisiert von auphonic KI
Geschrieben von Ludwig Thoma .::. Gelesen von Alexander Beer .::. Bilder und Musik von pixabay und Ronald Kah .::. Transkript automatisiert von auphonic KI
Transkript
Majestätsbeleidigung, Majestätsbeleidigung
ist in einer Monarchie, die vorsätzliche Beleidigung oder Tätigkeit, die gegen einen regierenden Monarchen verübt wird.
Sie ist ein Verstoß gegen den konstituellen Monarchien verfassungsmäßig festgeschriebene und rechtmäßigen Inhabers der staatlichen Souveränität,
Im schönen Bayern, in welchen unsere nachfolgende Episode spielt, gab es auch den Tatvorwurf der Majestätsbeleidigunf,
Wer die Allmacht für sich beansprucht, wie es Könige so in sich haben, der kann alles und ist daher auch an allem schuld,
So machten viele Untertanen von Ludwig dem Ersten den König für ihre persönliche Misere verantwortlich. Zum Beispiel der Lohnkutscher Lorenz Bauer.
Der saß im Wirtshaus Post zu Schwandorf, als sie ihn bei einem oder anderen Bier der Groll überkam,
Das Öffnen hörte, Des Öfteren hörte er von Passanten, sie würden doch lieber die Eisenbahn nehmen, diese neue Erfindung, die auch Bayern eroberte,
sah seine Existenz bedroht und als das Gesprächsthemen auf den Eisenbahnbau kam,
konnte er nicht in sich halten und schrie in die Runde über Ludwig den Ersten, den wird auch der Teufel noch bei lebendigem Leibe holen. Ihn selbst holte sich die Justiz und verurteilte ihn wegen Majestätsbeleidigung.
Majestätsbeleidigung, kann aber auch etwas Gutes haben. Wie der Protagonist unserer nächsten Geschichten damit umgeht, erfahren wir gleich hier.
Ludwig Toma, unser guter, alter Herzog Karl.
Das Neue Jahr soll uns eine andere Behandlung der Majestätsbeleidigung bringen. Ich will es nicht entscheiden, ob die Neuerung viel besser wird in der deutschen Welt, aber eins weiß ich und eins bedaure ich.
Mein alter Freund Simon Lackner wird sich nicht mehr so leicht ein billiges Winterquartier verschaffen können und das ist hart,
Simon Lackner ist 69 Jahre alt, ein herzensguter Kerl, und jetzt
soll er als Greis eine neue Methode ersinnen, nachdem er 16 lange Jahre hindurch mit der alten so schöne Erfolge erzielt hat. Ihr lieben Mitmenschen, denkt euch in seine Lage, seit seiner
Jugend war er einstellenloser Schreinergehilfe. Ein fahrender Handwerksbursche.
Das ist wohl ein schönes Metier, wenn der Apfelbaum am Straßenrand blüht und wenn ein Mensch, der auf dem Rücken im Grünen liegt, mit blinzelnden Augen der Lerche hoch hinauf in die blaue Luft hinausschaut.
Wenn die Kornähren sich mit den müden und es am heißesten Sommertag einen erquickenden Schatten spenden,
Auch ist es fröhlich und freudenvoll, wenn noch eine mildtätige Herbstsonne auf dem Buckel brennt und wenn die zerrissenen Schuhe durchs gelbe Buchenlaub rascheln.
Aber wenn die kalten Novemberwinde pfeifen und alte Felber in die Gräben rollen?
Landstraßen aus dem Leim gehen und pfundschwerer Brei in Sohlen hängen bleibt?
Wenn der kalte Regen mit tausend Nadeln sticht oder die Schneeflocken wirbeln, wenn alle warmen Ofenbänke von hartherzigen Bauern besetzt sind, die für einen armen Handwerksburschen nicht zusammenrücken?
Da wird's jeden abgehärteten Landstreicher wehmütigem ums Herz und er sehnt sich nach einem trockenen Platz, nach einem Dach von dem es nicht tropft.
Widerstand lange, aber endlich kriegt er das Reissen in seinen Gliedern und er fand ein Mittel, sich zu helfen.
Im Herzogtum Neuburg regierte Karl der Dritte. Ein gemütlicher, braver Landesfürst.
Natürlich, Simon Lackner kannte ihn nicht, aber es stand auch in gewissen Beziehungen zu ihm,
Denn wo er in einem Bauernwirtshaus eine halbe Bier trank, sah er von der Wand das dicke Gesicht Karl des Dritten herunterlächeln.
Und er begriff die Gutherzigkeit, welche sich in dem breiten Mund in den hängenden Backen des Landesherren ausdrückte.
Er sammelt Liebe die kleinen hinter Fettpolstern verschwimmenden Schweinsäuglein und dachte sich, wie bürgerlich doch oft der liebe Gott die von seinen Gnaden Regierenden heute ausstattet.
Kein kleinstes Restchen Feindseligkeit haftete im Herzen des Simon Lackner.
Er liebt den Fürsten auf seine bescheidene Weise und nahm es ihm nicht übel, wenn seine Gendarmen grob und rauhhändig waren, denn nicht einmal der allmächtige Gott hat all seine Geschöpfe liebenswürdig geschaffen,
Warum sollte man's von den irdischen Fürsten verlangen,
Trotz seiner Hinneigung war aber Simon Lackner gezwungen, alle Jahre einmal dem Herzog eine Beleidigung zu zeigen, die ihm nicht innewohnte. Aber es war eben seine Methode und es war notwendig, um an ein schützendes Dach zu kommen.
Wenn zu Ende Oktober die kalten Winde anhuben, gingen Simon Lackner zum herzoglich neuburgischen Gefängnis, welches auf freiem Felde lag, hinaus.
Dort versteckt er sich in einem Holzschuppen, welcher gegenüber dem Eingang der Anstalt lag und wartete. Wenn dann einige Gendarmen kamen, kam er
also gleich hervor und schrie mit lauter Stimme. Unser guter alter Herzog Karl ist ein Rindvieh. Das erste Mal und das zweite Mal stürzten die Gendarmen gierig auf den frevelhaften Menschen und glaubten,
einen wichtigen Fang gemacht hätten,
Aber schon im dritten Jahr erlahmte ihr Eifer, denn sie wussten jetzt, dass Simon Lackner sich nur auf diese harmlose Weise ein Winterquartier verschaffen wollte.
usste er oft und oft schreien, bis sie ihn gefangen haben und das wiederholte sich 16 Jahre lang mit schöner Regelmäßigkeit. Man wusste es nicht mehr anders,
Wenn gegen Ende Oktober schwere Wolken am Himmel aufzogen, schaute der Gefängnisinspektor in die herbstliche Natur hinaus und sagte,
Jetzt wird der Lackner bald wieder schreien und richtig, den anderen Tag zogen sich nasse Binnenfäden vom Himmel zur Erde herunter und vom Holzschuppen herüber brüllte es,
Unser guter alter Herzog Karl ist ein Rindvieh!
Die Gendarmen lächelten. Simon Lackner lächelte und betrat freudig die Halle des Gefängnisses, wo ihm der Inspektor wohlwollend entgegentrat.
Er wiederholte es zur Sicherheit. Unser guter alter Herrzog Karl ist ein ... Ja ja ich weiß schon ich weiß schon sagt der Inspektor sie kriegen schon ihre fünf Monate. Wenn die Amseln
pfiffen, kam Simon wieder heraus und walzte fröhlich durch das Land.
Wo er in einem Wirtshaus ist, und das Konterfei seines lieben Karls des Dritten sah, lächelte er ihm verständnissinig zu,
hat ja nicht vergessen ihm den guten, alten Herzog zu nennen und das mit dem Rindvieh war nicht ernst gemeint,
Majestätsbeleidigung wird es bald nicht mehr geben, denn jetzt wollen sie den schönen Paragraphen ändern, mit dem mein Freund Simon Lackner seit 16 Jahren sich recht und schlecht über die Wintersnot hinweggeholfen hat. Ist das nicht hart?